Wir üben Kata

Im September 2010 waren im Dojo des Budo-Zentrums der Sportvereinigung Polizei rund siebzig Interessierte auf dem Bundesoffenen Hamburger Kata-Seminar, um den Ausführungen von Klaus Hanelt zu folgen. Als zweite Referentin wurde Astrid Machulik aus Berlin eingeladen.

Das Seminar wurde von der Katabeauftragten des Hamburger Judo-Verbands (HJV) Sigrid Happ organisiert und wir vom HTB folgten natürlich gerne ihrem Ruf.

 

 

 

Am Sonnabend wurden die Techniken der Nage Waza ura no Kata von K.Mifune gezeigt und erlernt, diese Form der Kaeshi Waza (Gegentechniken) liegt uns besonders am Herzen. Die wird im Drei-Schritt-Rhythmus in "Tsugi ashi" ausgeführt, damit ähnelt sie der Nage no Kata und umfasst u.a. auch Gegenwürfe zu den ersten drei Gruppen dieser Kata. Das Erlernen der Prinzipien von Kontertechniken kann ebenfalls mit der Kata nach M. Kawaishi und/oder der nach T. Hirano erfolgen. Laut der neuen Prüfungsordnung des DJB ist aber die Kata von K.Mifune für den 3. Dan standardmäßig vorgesehen. Sechs 2. Dan Träger unserer Abteilung sind die potenziellen Kandidaten für den dritten Dan.

Das fachkundig geführte Aufwärmen mit Koordinationsübungen brachte alle auf Touren und drei von uns machten beim Seminar eifrig mit. Nach einer kurzen theoretischen Einführung ging es mit den ersten Techniken los: Den Hauptteil der Demonstrationen übernahmen Sigrid Happ und Helena Kiesiläinen-Behnke. Diese Ausführung konnten wir schon bei den letzten HJV Kata-Trainings beim ETV genießen.



„Um eine Technik zu beherrschen, braucht man zunächst die richtige Einstellung: eine sorgfältige, bescheidene, freie und aufmerksame geistige Haltung, mit der man sich eine Technik aneignet. Mit anderen Worten: ein Judoka muss sein Äußerstes geben und nichts weniger!“*

Kyuzo Mifune**



Das Wort Kata heißt wörtlich übersetzt "Form". Bei Seminaren und Lehrgängen werden die festgelegten Abfolgen von Techniken gelernt, die dem Vermitteln bestimmter Prinzipien dienen. Noch vor einigen Jahren war das Lernen von Kata Sache derer, die sich auf die Prüfung zu einem Dan-Grad vorbereiten. Derzeit müssen auch Judoka, die den grünen, blauen oder den braunen Gürtel erreichen wollen, jeweils eine Gruppe aus der Nage no kata demonstrieren. Mit dieser Prüfungsanforderung betont der Deutsche Judo-Bund (DJB) den Wert des Katalernens auch unterhalb der Schwarzgurt-Ebene.



Die gelernten Techniken sind in drei Gruppen eingeteilt.

1. Te-waza


Bei dieser Wurfgruppe werden Würfe gekontert, bei denen Partner mit Hilfe der Hand (Te) zu Fall gebracht wird.
Tai-otoshi gegen Uki-otoshi
Yoko-guruma gegen Seoi-nage
Sumi-gaeshi gegen Kata-guruma
Ko-tsuri-goshi gegen Tai-otoshi
O-guruma gegen Obi-otoshi


2. Ashi-waza


Bei dieser Wurfgruppe werden Würfe gekontert bei deren der Partner mit Hilfe des Beines geworfen wird.
Tsubame-gaeshi gegen Okuri-ashi-barai
Hiza-guruma gegen Ko-uchi-gari
O-uchi-gari-gaeshi gegen O-uchi-gari
Sumi-otoshi gegen Sasae-tsurikomi-ashi
Tai-otoshi gegen Uchi-mata


3. Koshi waza


Bei dieser Gruppe werden Würfe gekontert die mit Hilfe der Hüfte ausgeführt werden.
Kari-gaeshi gegen Hane-goshi
Ushiro-goshi gegen Harai-goshi
Utsuri-goshi gegen Han-goshi
Yoko-wakare gegen Uki-goshi
Ippon-seoi-nage gegen O-goshi


Quelle: Deutsche Judo-Bund „Begleitmaterial zum Dan-Prüfungsprogramm“

Unter diesem Link findet man das Video, wo der Meister Mifune seine Kata selbst demonstriert.

 

Für das Ausführen der Kontertechniken sind die Aktionen von Uke verstärkt gefordert, auf sein Verhalten wurde im Seminar besonders aufmerksam eingegangen. Uke muss aktiv mitarbeiten und ernsthaft agieren und die Techniken sollen dabei in einem komplexen Zusammenhang passieren.

Bei diesem Lehrgang gab es genug Zeit für Feinheiten, auf die es bei dem Ablauf einzelnen Techniken ankommt. Spontan bildeten sich kleine Diskussionsgruppen. Es lief nach dem Motto: „Analysiere, probiere, kritisiere, verwerfe, ändere oder verbessere“. Seiner anführenden Funktion gemäß zeigte Klaus Hanelt den Weg und die Richtung von Verbesserungen. Insbesondere Judokas mit Aykido Kenntnissen betonten den Nutzwert der Inertionskraft und eine dadurch mit Minimum an Krafteinsatz gebundene Technikausführung. Dies wäre dann ein praktisches Beispiel aus der Judolehre für das Prinzip „intelligent faul sein“.

Das Seminar war sehr aufschlussreich. Mit ehrlich verdienten Muskelkater und der erweckten Wahrnehmung recherchierten manche an den folgenden Feierabenden über den Ursprung der gelernten Methoden nach. Für unser wöchentliches Techniktraining haben wir eine Menge Tipps und Anregungen mitgenommen.



* Übersetzt aus: http//judoinfo.com/mifune.htm
**Kyuzo Mifune (21.4.1883 - 27.1.1965, 10 Dan)